Vor zwei Jahren bin ich morgens um 5 Uhr am Lagerfeuer von einem Medizin Studenten nach einem Kaffee gefragt worden, und wir sind ins Reden gekommen. Dieser erzählte mir vom legendären Erasmus Turnier in Holland, in Rotterdam. So wurde die Idee geboren. Auf massives Drängen meiner Kids, die inzwischen fast alle Studenten sind, suchte ich den Kontakt und bin auch freundlich aufgenommen worden.
Dieser Bericht enthält zwei Teile : Das Land und die Menschen und der sportliche Teil.
Wir sind Donnerstag gegen 20:00 von der Halle los gefahren, und waren schon nach 9 1/2 Stunden in Rotterdam. Auf der Suche nach der Erasmus Universität, landeten wir in einem Bezirk, so groß wie Tempelhof, in dem alles "Erasmus" heißt. Wir hielten an einem Seitenstreifen und ich legte mich erst mal hin. Nach 2 Stunden übernahm Gregor meine "Liege" auf dem Bürgersteig und wie ich nach einem Spaziergang zurück komme, steht ein Einheimischer bei Gregor und redet mit ihm. Entgegen meiner Annahme einer angedrohten Anzeige wegen Stadtstreicherei oder anderer Pöbeleien, hat dieser Fremde, Gregor einen Kaffeebecher mit Deckel mit frischem heißen Kaffee gebracht.
Eine Frau beschrieb uns den Weg zur richtigen Universität (Es gibt mehrere Erasmus Unis). Einchecken ab 13 Uhr. Der Parkautomat kostet für drei Stunden 5 Euro, das wären noch 15 Euro für die Zeit, bis es für das Wochenende gratis ist. Die würde ich gerne sparen, den ein Ticket ist bestimmt billiger, wenn man uns denn erwischt. Auf meine Frage an jemand der am Automat steht, ob es 15 € oder 20 € kostet erwischt zu werden, folgt ein herzhaftes Lachen und die Antwort: mindestens 100 Euro. Nun.... ich habe die Tickets geholt. Wir beschlossen in die Innenstadt zu gehen, die Metro kostet 3,50 plus eine Plastikkarte die man aufladen muss, für 7,50. Wir sind die drei Stationen gelaufen. Radwege so breit wie die Straßen. Moped und Rollerfahrer benutzen die Radwege und müssen keine Helme tragen, was auch keiner macht. Straßen im tadellosem Zustand, genau wie die Radwege. Kein Müll auf den Wegen. Alle Autos sind gewaschen und glänzen. Im Ernst. Ich habe drei SUV als Hybrid gesehen darunter einen Volvo XC 90 direkt an der Steckdose in einem Vorgarten. Bei uns noch nicht einen, obwohl man davon gelesen hat. Und jetzt kommt etwas beeindruckendes. An einem Zebrastreifen, auf dem Grünstreifen in der Mitte, steht eine 80 cm hohe Chromsäule mit einem Schlauch, an dem die Radfahrer Luft tanken können. Intakt, nicht mutwillig zerstört. Die Fahrräder sind keine 1.500 Euro Mountainbikes oder Rennräder. Es sind stinknormale blöde Damenräder die auch keiner klauen würde. Keine Profilneurose die übers Fahrrad kompensiert wird. Ich möchte noch zwei Dinge erwähnen, die über die Menschen hier und ihre Mentalität viel aussagen, bevor ich zum sportlichen Teil komme.
Ich stehe im Supermarkt an der Kasse, und jeder hat ein freundliches Wort für die Kassiererin, die lächelt und lacht, und alle Freundlichkeit zurück gibt. Oder die Putzfrau, die die Turnhallen und die Waschräume bzw. Toiletten reinigt und den großen Wagen mit den Putzmitteln vor sich her schiebt. Während bei uns diese Personen oder der Berufsstand ignoriert wird, Augenkontakt vermieden wird, wird hier freundlich gegrüßt, kurz gequatscht und gelacht. Denkt mal drüber nach.
Kommen wir jetzt zum sportlichen Teil.
Schlafen mit 150 Spielern in der Turnhalle. Abends die bereitgestellten Isomatten aufbauen, morgens abbauen. Spielmodus : 1 Satz á 16 Minuten. Erster Tag, 10er Gruppe, 2 Leistungsklassen; nach dem Film "Findet Nemo" Sharks und Dories, 9 Spiele. Ich wollte noch zu den Sharks (Profies) wechseln, ging aber nicht mehr.
Unsere Gegner: England, Dänemark, Frankreich , Holland, Deutschland.
Gemäß unserer Tradition haben wir das erste Spiel total versemmelt. Anne hat zugespielt und nicht eine saubere Annahme bekommen. Im zweiten Spiel haben wir mit 10 Punkten geführt und es geschafft doch noch zu verlieren. Gregor spielt ab jetzt zu, Anne auf Dia.
Im dritten Spiel lagen wir zum Teil mit 12 Punkten vorn, haben dann mit sieben Punkte vor gewonnen. Die Annahmen kommen, die Stimmung ist gut. Neue Taktik. Je nach Stellung der Gegner, wechseln der Mittelblock/Angreifer mit Sophia, die Außen spielt. So kann mehr Druck beim Angriff gemacht werden. 4. Spiel 31:13
Es gibt zwei Dreifelder-Sporthallen mit 9 und 12 m Höhe und zwei kleinere Sporthallen mit je einem VB Feld.
Von den neun Spielen haben wir am Ende vier verloren und sind Fünfter geworden.
Abends gibt es das Saturday Night Dinner. Dafür werden wir mit einem Kleinbus mit 8 Plätzen, in ein rustikales Restaurant, ca. 20 Min. entfernt, gefahren. Von dort sollte man dann direkt zur Party fahren. Das Ambiente war toll, etwas Steakhouse, etwas Western Saloon. Auch das Essen war lecker. Zur Party sind wir aber nicht gefahren und wir haben nichts verpasst.
Wir haben Gitarre gespielt, und VB. Wir hatten die ganze große Halle für uns, da alle zur Party waren.
Ich war früh wach, und habe mir mit meinem Wasserkocher einen Kaffee gemacht und etwas Musik gemacht.
8:00 wecken, Matten weg, Taschen auf Tribüne, einspielen. Wir spielen alle Mannschaften von gestern nochmal. Komischer Spielmodus, den mir auch keiner erklären kann. Wir starten deutlich besser. Verlieren ein Spiel (unnötig). Ein Team tritt nicht mehr an, mit den unerfreulichen Komplikationen, wie dass kein Schiedsgericht gestellt wird wenn die dran sind und Spielausfälle. Erst sollten die noch ein Spiel nachholen, in der Mittagspause, aber die fehlten den gesamten Vormittag. Nasti hat sich im zweiten Spiel am Fuß verletzt. Salbe, Pillen und Physio von mir, und dass sie eine Zeit lang Dia spielen musste half dem Team. Machte ihr aber nicht unbedingt Spaß. Wir kämpften uns ins Finale, zuletzt gegen die starken Engländer, die sehr sicher spielten, und gegen die wir am Samstag noch verloren haben.
Doch anstatt gegen das Team zu spielen (Holland), gegen das wir heute verloren haben, sollten wir gegen das Team spielen, welches heute den ganzen Tag nicht angetreten ist. Auch das konnte mir keiner erklären. Die hätten wohl gestern so viel Punkte gemacht, dass sie mit einem Spiel (in der Mittagspause nachgeholt) im Finale standen. Offizielles Schiedsgericht der Veranstalter 60 - 70 jährige alte Hasen und VB Liebhaber. Sehr professionell. Erst hieß es 2 Sätze bis 25 und evtl. Tiebreak bis 15, dann beim Stand von 3:1, Änderung auf einen Satz über 20 Minuten. Wir haben zum Teil mit 11 Punkten hinten gelegen, sind aber immer besser ins Spiel gekommen. Ich bin überzeugt, dass wir die geschlagen hätten. Aber bei 8 Punkten hinten kam der Abpfiff. Ärgerlich, dennoch ist der 2. Platz beim ersten Auftakt hier in Rotterdam ein toller Erfolg.
Ich muss noch das Spiel um den 3. Platz der Sharks erwähnen. Die Kids waren schon zum duschen, aber mich ließen zwei drei Aktionen auf dem Spielfeld innehalten und zurück zur Tribüne gehen. Bei dem deutschen Team spielten zwei Schwarze, die beide 2 m groß waren. Ehemalige Nationalspieler und Bundesligaspieler für Cottbus . Mit Francis habe ich am Vortag lange gequatscht und Freundschaft geschlossen.
Im Spiel war streckenweise nicht zu bemerken , dass es sich um Mixed VB handelt. Die Frauen haben die härtesten Bälle angenommen und selbst gehauen wie die Viecher. Es war eine Freude dort zu zu schauen. Der Zuspieler war ein Traum. Dick und etwas ungelenk, aber hat jeden Ball erlaufen und auf die Hand gespielt, wie ein Uhrwerk. Der hat mir auch erzählt , dass unser Finalgegner, Landesliga in Magdeburg spielt, und keiner versteht warum die bei den Dories gemeldet haben. Francis und Team hat gewonnen (die haben 2 Gewinnsätze gespielt). Zu erwähnen wäre noch das Francis 40 Jahre alt ist und sein Kumpel auch. Faszinierend wie lange man studieren kann. Jedenfalls haben Markus und ich ein Spiel gegen Francis und einen Teampartner in Delmenhorst vereinbart. Denn wir haben die Dänen, das Holländische ORGA-Team und Francis Team nach dort eingeladen. Mann werden Markus und ich auf den Sack kriegen, aber das wird Spaß machen.
Rückfahrt. Die Sonne scheint. Es ist 16:30 und wir beschließen an einen See zu fahren und zu grillen. Es ist der perfekte Ausklang eines herrlichen Turnier-Wochenendes.
Ab 19:00 sind wir auf der Autobahn, natürlich perfekt ausgeschildert, wie sollte es auch anders sein, hier in den Niederlanden.
Ich fürchte, ich habe hier eine weitere Tradition begründet.